1. Was ist Ihr Beruf und welchen Stellenwerk hat die kulturelle Bildung darin
Seit 2006 bin ich wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtmuseum Simeonstift in Trier. Ich kuratiere Ausstellungen zu kunsthistorischen, stadtgeschichtlichen und kulturhistorischen Themen. Seit 14 Jahren leite ich zudem den Bereich der Kulturellen Bildung und Museumspädagogik im Stadtmuseum. Die kulturelle Bildung ist zum Schwerpunkt meiner Arbeit geworden. Unser Motto ist „Museum für alle“, sodass Didaktik und Vermittlungsangebote einen hohen Stellewert meiner Arbeit haben.
2. Gehen wir in Ihren Erinnerungen zurück: Was war Ihre erste prägende Begegnung mit einem Künstler oder einem Werk? Wie hat sich dies auf Ihre Berufs-/Lebensentscheindungen ausgewirkt? (In Ihrer Antwort können Sie ein Bild, einen Link zu einem Video, Ton… anfügen).
Ich bin in einer sehr kunst- und kulturbegeisterten Familie aufgewachsen. Der Besuch von Museen, archäologischen Ausgrabungsstätten und Kulturdenkmäler gehörte für mich zu jedem Urlaub dazu. Durch die Arbeit meines Vaters im Museum bin ich zwischen Vitrinen, Gemälden, im Museumdepot und der Restaurierungswerkstatt aufgewachsen. Der Besuch eines Museums stellte für mich nie eine Barriere dar. Dies hat meine Entscheidung geprägt, Angebote der kulturellen Bildung möglichst barrierefrei und niederschwellig zu konzipieren.
3. Was zeichnet für Sie das Leben und Arbeiten in der Großregion (oder in einem grenzüberschreitenden, mehrsprachigen Gebiet) aus? Wie würden Sie das kulturelle Leben in der Großregion definieren?
Leben und Arbeiten in der Großregion bedeutet für mich grenzenlose Möglichkeiten – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Besuch in den Museen oder Theatern in Saarbrücken, Luxemburg, Belgien und auch Frankreich ist eine Selbstverständlichkeit und eine kulturelle Bereicherung für die Region.
Aber auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Austausch mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Institutionen ist sehr gewinnbringend.
4. Können Sie ein oder zwei Maßnahmen vorstellen, die Ihre Organisation im Rahmen des GRACE-Projekts durchführen wird?
Im Rahmen von GRACE kann ich mir gemeinsame Schulungen für pädagogischen Personal im Bereich der Kulturellen Bildung vorstellen (Angebote für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, frühkindliche Bildung). Zudem wünsche ich mir einen stärkeren Austausch mit Bildungsinstitutionen aus der Großregion. Hier könnte ich mir ein Kulturelles Austauschprogramm für Jugendliche aus der Großregion unter verschiedenen Themenstellungen (Frauen in der Großregion, Demokratiebildung, Kunst aus der Großregion, Literatur/Lyrik) vorstellen.
5. Die Ambitionen des Projekts sind hoch: Verallgemeinerung der künstlerischen Bildung für alle Bürgerinnen und Bürger der Großregion: Welche Herausforderungen sind zu bewältigen, um dieses Ziel zu erreichen? Wie möchten Sie auf Ihrer Ebene zu diesem Ziel beitragen?
„Museum für Alle“ ist unser Motto im Stadtmuseum. Dieser Grundsatz umfasst Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen, vom Kleinkind bis zum Rentner sowie die unterschiedlichen Besuchergruppen mit besonderen Bedürfnissen. Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Demenz, Deutschlernende und Menschen aus sozial benachteiligten Familien ins Museum zu integrieren stellt uns immer wieder vor große Herausforderungen. Inklusive Angebote zu schaffen, die alle Besuchergruppen ansprechen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Kreativität erfordert.
Von zentraler Bedeutung bei den Bemühungen um ein diverses Publikum ist die finanzielle und personelle Unterstützung durch die Leitung der Institutionen und die Träger der Einrichtungen. Die Idee, dass Kultur für alle Menschen da ist, muss in Politik und Gesellschaft ankommen, damit die kulturelle Bildung erfolgreiche Arbeit machen kann. Deswegen ist es wichtig, immer wieder für die Projekte der kulturellen Bildung zu werben, sich zu vernetzen und erfolgreiche Projekte der Öffentlichkeit zu präsentieren.
7. Inwiefern wird das GRACE-Projekt Ihre Arbeitsweise verändern? (z.B. Ihre Art zu programmieren, zu arbeiten, das Publikum auf Ihren Veranstaltungen zu empfangen, mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten?)
Das GRACE-Projekt wird meine Arbeit dahingehend verändern, dass ich mir über die Grenzen von Trier und Rheinland-Pfalz hinaus eine noch stärkere Vernetzung mit den Institutionen und Kolleginnen und Kollegen der Großregion: sowohl im Bereich der Angebote für unser Publikum, als auch in der Konzeption von Veranstaltungen, Angeboten und Maßnahmen. Bei Veranstaltungen im Rahmen von GRACE wird noch stärker auf die Zweisprachigkeit (Deutsch – Französisch) sowie die Barrierefreiheit geachtete werden.