Im Juni dieses Jahres veröffentlichten die Rotondes, die Stadt Metz und der Kultur- und Begegnungsort BLIIIDA (Metz) einen Aufruf zur Einreichung von Projekten für ihre zweite grenzüberschreitende Residenz, die von der Europäischen Union im Rahmen des GRACE-Projekts (Interreg VI Großregion) kofinanziert wird. Der Aufruf richtete sich an Künstler, Künstlerinnen und Künstlergruppen, die im Bereich der digitalen und multimedialen Kunst tätig sind.
Der Moment ist gekommen, die beiden von der Jury ausgewählten Projekte bekannt zu geben: AURA von der VoG Minuit 47 und Parasites der Künstlerin Amélie Samson.
AURA, ein inklusives Instrument zum gemeinschaftlichen Musikmachen
Die Idee stammt vom Komponisten und Musiker Benjamin Gabriel und dem Doktor der Musikinformatik Victor Paredes, die sich in der VoG Minuit 47 zusammengeschlossen haben.
AURA – Accessible Unified Audio Responsive ist ein kabelloses, modulares Musikinstrument, das auf Körpersensoren basiert und ein intuitives und gemeinschaftliches Musikmachen ermöglicht.
Das Projekt entspringt der Beobachtung, dass viele Menschen vor allem aus technischen, körperlichen oder finanziellen Gründen vom Musikmachen ausgeschlossen sind. Diese Hindernisse erschweren den Zugang zur Musik und schränken die Entwicklung einer gemeinschaftlichen künstlerischen Praxis ein.
Die Herausforderung für AURA besteht daher darin, Musikinstrumente zu entwickeln, die sich an eine Vielzahl von Situationen anpassen lassen. Das Projekt basiert auf der Verwendung von Körpersensoren, die Gesten und Bewegungen in musikalische Elemente umwandeln. AURA richtet sich an alle, einschließlich Menschen mit Behinderungen, Kinder, Familien, Pädagogen und die breite Öffentlichkeit, und möchte damit Gesten, Körperlichkeit und gemeinsame Kreativität fördern.
Parasites, die konkrete Form unserer Reizüberflutung
Mit ihrer Installation Parasites verleiht Amélie Samson den allgegenwärtigen digitalen Geräuschen unseres Alltags eine physische Form. Aus Aufnahmen vertrauter Geräusche (Klicks, Benachrichtigungen, Ventilatoren usw.) erschafft die Künstlerin unheimliche organische Kreaturen, die zu atmen scheinen und sich von dieser Kakophonie zu ernähren scheinen. Diese durch Pumpen aktivierten und auf ausrangierten Geräten installierten Werke verdeutlichen unsere Reizüberflutung und hinterfragen die Allgegenwart digitaler Geräusche in dem Versuch, unsere Wahrnehmungsautomatismen zu umgehen.
Parasites versucht nicht, ein Phänomen darzustellen, sondern uns mit dem zu konfrontieren, was wir gelernt haben zu ignorieren: die Manifestationen eines Systems, das sich von unserer Aufmerksamkeit nährt, einem begrenzten und daher kostbaren Gut. Im Zeitalter der Bildschirme und der Digitalisierung schlägt Parasites eine Taktik des Widerstands vor: das, was die digitale Welt verbirgt, greifbar, sichtbar und hörbar zu machen.
Vierwöchige Residenz, zwei Präsentationen
Benjamin Gabriel, Victor Paredes und Amélie Samson werden zwischen Anfang Dezember 2025 und Juni 2026 für vier Wochen zu Gast sein, zunächst bei den Rotondes und anschließend im BLIIIDA in Metz. Dort können sie ihre Überlegungen und die Entwicklung ihres jeweiligen Projekts in aller Ruhe fortsetzen. Darüber hinaus vergeben die Rotondes in Zusammenarbeit mit der Fondation PwC Luxembourg, die unter der Schirmherrschaft der Fondation de Luxembourg steht, das Stipendium Multiplica, das mit zweimal 15.000 € dotiert ist, zur Unterstützung der Produktion und Verbreitung.
In den Rotondes wird eine erste Arbeitsphase im Rahmen des Multiplica Lab am 21. Februar 2026 vorgestellt. Eine zweite Präsentation wird im Juni 2026 in Metz im Rahmen eines Fachtreffens stattfinden.



