1. Was ist Ihr Beruf und welchen Stellenwert hat die kulturelle Bildung darin?
Als Leiterin der Abteilung Kultur, Industriekultur, Denkmalpflege im Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes bin ich mit meinen Mitarbeitenden für die Betreuung und Gestaltung der saarländischen Kunst- und Kulturlandschaft verantwortlich. Wir verstehen uns in erster Linie als Ansprech- und Kooperationspartner:innen für die Kulturakteur:innen des Landes. Dabei nimmt die kulturelle Bildung wie andere Bereiche auch einen besonderen Stellenwert ein. Das dafür zuständige Referat ist auf meine Initiative in der Kulturabteilung angesiedelt worden und seitdem auch an grenzüberschreitenden Projekten wie den „Micro-Folies“ beteiligt, bei dem saarländische Künstler:innen in französische Schulklassen gehen.
2. Was zeichnet für Sie das Leben und Arbeiten in der Großregion (oder in einem grenzüberschreitenden, mehrsprachigen Gebiet) aus? Wie würden Sie das kulturelle Leben in der Großregion definieren?
Unsere Arbeit im Herzen der Großregion ist von zahlreichen grenzüberschreitenden Kooperationen geprägt – das erwähnte Projekt „Micro-Folies“ in Zusammenarbeit mit dem Rectorat Nancy-Metz und der Direction régionale des affaires culturelles Grand-Est, die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Département Moselle sowie der gemeinsame Austausch mit Partner:innen aus Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland im Rahmen der Groupe de travail Culture der Großregion sind nur einige Beispiele für dieses einzigartige Arbeitsumfeld. Davon profitiert das kulturelle Leben – zu sehen ist das unter anderem bei Festivals wie Perspectives oder Euroclassic oder der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse. Generell ist das kulturelle Leben in der Großregion durch eine ganz selbstverständliche Offenheit und Verwobenheit der Akteur:innen aus den verschiedenen Ländern geprägt. Auch die großen Kulturhäuser, wie das Saarländische Staatstheather, die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz mit dem Saarlandmuseum oder auch das Weltkulturerbe Völklinger Hütte sind in zahlreichen grenzüberschreitenden Kooperationen eingebunden.
3. Die Ambitionen des Projekts sind hoch: Verallgemeinerung der künstlerischen Bildung für alle Bürgerinnen und Bürger der Großregion: Welche Herausforderungen sind zu bewältigen, um dieses Ziel zu erreichen? Wie möchten Sie auf Ihrer Ebene zu diesem Ziel beitragen?
Es wird in diesem Zusammenhang besonders wichtig sein, die richtigen Partner:innen für die einzelnen Bereiche der Zusammenarbeit zu identifizieren, besonders für die kulturelle Bildung auch im außerschulischen Bereich. Im Saarland wird die kulturelle Bildung neu aufgestellt. Der unkomplizierte Erfahrungsaustausch mit den Nachbarländern kommt uns dabei zugute. Als „strategischer Partner“ des Projektes GRACE kommt uns dabei unter anderem die Aufgabe zu, die verschiedenen Akteur:innen miteinander zu vernetzen und günstige Rahmenbedingungen für vielfältige und zugängliche Angebote der kulturellen Bildung auf dem gesamten Gebiet der Großregion zu fördern. Dabei hilft uns nicht nur unsere langjährige Erfahrung in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, sondern auch die Frankreichstrategie des Saarlandes, durch die seit fast zehn Jahren ein Fokus auf die Kooperation mit unserem Nachbarland gelegt wird.